Blog do Flávio Ramalho: Tuchels zwiespältige Gefühle bei Weigl

sexta-feira, 14 de outubro de 2016

Tuchels zwiespältige Gefühle bei Weigl

Ohne zehn Spieler empfängt Borussia Dortmund heute Hertha BSC, doch Julian Weigl wäre wohl auch gesetzt, wenn alle fit wären. Thomas Tuchel bescheinigt dem Passkönig den nächsten "tollen Schritt" - im Sommer noch hatte dieser beim Trainer zwiespältige Gefühle ausgelöst.

"Er ist sich seiner Rolle hier sehr bewusst", das sagt BVB-Trainer Thomas Tuchel über Julian Weigl.

Einen "sehr intelligenten jungen Mann" nennt Thomas Tuchel Julian Weigl, doch dass diesem jungen Mann das Wort "Fehlpass" geläufig ist, muss man trotzdem bezweifeln. Von 452 Pässen, die Weigl in dieser Bundesliga-Saison gespielt hat, kamen 414 beim Mitspieler an, seine Passquote von 91,6 Prozent übertrifft kein anderer Profi im Moment.

"Nur die Passquote allein reicht natürlich nicht. Es geht immer darum, wo gehen die Bälle hin, wie viele Gegner werden damit ausgespielt, wann nehme ich welches Risiko", sagte Tuchel am Donnerstag, und es würde wie eine Warnung an Weigl wirken, wüsste man nicht, was Dortmunds Trainer zuvor schon alles über seinen Mittelfeldmann gesagt hatte.

Tuchel: "...das war so nicht vorherzusehen"

"Es gibt immer Luft nach oben, aber wir sind gleichzeitig sehr zufrieden mit Julian - mit seiner sportlichen Entwicklung, mit seinem Wert für die Mannschaft und mit seiner Entwicklung als Persönlichkeit", hatte Tuchel da geschwärmt. "Es ist nicht selbstverständlich, den Weg, den er genommen hat, in dieser Geschwindigkeit, in dieser Konstanz zu nehmen. Er hat unfassbar viele Spiele für uns letztes Jahr gemacht auf einem absolut hohen Niveau. Das war so nicht vorherzusehen."

Als 19-Jähriger war Weigl im Sommer 2015 von 1860 München zum BVB gewechselt, er sollte erst einmal lernen. Das tat er dann auch, nur eben vom ersten Spieltag an mitten auf dem Platz, als Schaltzentrale und Uhrwerk im Dortmunder Mittelfeld. 30 Liga-Einsätze später (kicker-Notenschnitt 3,21) fuhr Weigl dann nach Frankreich - Joachim Löw nahm ihn mit zur EURO (kein Einsatz).

Er nimmt im Spiel eine sehr wichtige Schaltstelle für uns ein - und das passt zu seinen Charaktereigenschaften.Thomas Tuchel

Das, gibt Tuchel zu, habe bei ihm selbst "sofort zwiespältige Gefühle ausgelöst: Zum einen habe ich mich für ihn wahnsinnig gefreut, zum anderen wusste ich, dass der Fokus noch größer wird als Nationalspieler, dass die Zeit zu regenerieren, die er nach der letzten Saison dringend benötigt hat, weniger wird." Eine unbegründete Sorge, wie die neue Saison zumindest andeutet: "Seit er aus seinem Urlaub zurück ist", lobt Tuchel, "kann man sagen, dass er noch mal einen tollen Schritt gemacht hat in seiner Persönlichkeit, in seiner Ausstrahlung und dass er sich seiner Rolle hier sehr bewusst ist."

Es ist nicht die klassische Rolle für einen 21-Jährigen. Weigl, dieser "sehr intelligente, sehr reflektierte junge Mann", ist nämlich laut Tuchel inzwischen "maßgeblich für die Statik in unserem Spiel verantwortlich" und nehme inzwischen "eine sehr wichtige Schaltstelle ein - und das passt zu seinen Charaktereigenschaften". Und erst recht zu seiner Passquote.