Bei seinem vorerst letzten öffentlichen Auftritt in München spielte Pep Guardiola eine bemerkenswert nebensächliche Rolle. Emotionen, finale Grußworte oder Lobeshymnen - all das blieb nach drei Jahren seines Tuns aus. Drei Spielzeiten, drei Meisterschaften, das haben in der Geschichte des FC Bayern nicht viele Trainer geschafft. Es ist eine besondere Leistung und dennoch symbolisiert die Art und Weise, wie Guardiola am Sonntagnachmittag die Feierlichkeiten über sich ergehen ließ, sein Verhältnis zu Verein und Stadt sehr gut wider: nüchtern, sachlich, routiniert.
Während die Fans 2013 dem Vorgänger Jupp Heynckes mit tosenden "Jupp, Jupp, Jupp"-Rufen huldigten, gab es auch dieses Mal von den Fans nur einen kurzen braven Applaus für den Katalanen, als er um 15.03 den mit Spielern und Spielerinnen der beiden Münchner Meistermannschaften gefüllten Feierbalkon betrat.
Kurz zuvor war sein Konterfei auf der überdimensional großen Leinwand eingeblendet worden; Reaktionen löste das bei den 10.000 Fans auf dem Marienplatz nicht aus. Guardiola schaute in diesem Moment erstarrt ins Leere, so als mache er sich schon Gedanken über die nächste Trainingseinheit. Er wirkte abwesend in seiner bayerischen Tracht mit kariertem Hemd, Lederhose und Janker.
2012: Routinierter Abschied vom Camp Nou
Auf dem Balkon hob er daraufhin kurz die Schale hoch, lächelte fleißig und bemühte sich danach, ja nicht in einer der vorderen Reihen zu stehen. Guardiola hielt sich auffällig abseits und gegen Ende, als die Mannschaft noch mit den Fans versuchte, so etwas wie Party-Stimmung aufkommen zu lassen, war er schon wieder im Innern des Rathauses verschwunden. Weder Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge, noch OB Dieter Reiter oder einer der Spieler unternahmen auf dem Balkon den Versuch, auf den bevorstehenden Abschied des Trainers einzugehen. Und Guardiola schien das durchaus recht zu sein. Schon in Barcelona, bei seinem Abschied in Nou Camp 2012, hatte Guardiola eher routiniert gewirkt, ließ auch damals keine wirklich rührende Abschiedsstimmung aufkommen.
Vernunftehe statt Liebesbeziehung
Doch ein Dankeschön hätte der Katalane auch im Rahmen der Meisterfeier auf dem Marienplatz verdient gehabt. Vielleicht kommt das ja nächste Woche, wenn er und das Team den großen Rivalen Dortmund im Pokalfinale schlagen. Dann dürfte er tags darauf wieder mit seinen Spielern auf dem Balkon stehen. Vielleicht zeigt er ja dann mal Emotionen. Es würde nicht schaden. Ob die Fans allerdings mit "Pep, Pep, Pep"-Rufen reagieren werden, bleibt auch dann fraglich.
Guardiola und der FC Bayern - das war schon immer mehr eine Vernunftehe gewesen als eine heftige Liebesbeziehung. Doch auch Heynckes musste ein drittes Mal wiederkommen, um die Herzen der Fans zu erobern.
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