Rasenschach ohne Strafraumszenen
Bayerns Coach Pep Guardiola nahm nach dem 3:1 gegen Hannover 96 drei personelle Veränderungen in seiner Startelf vor: Douglas Costa, Kimmich, Müller spielten für Benatia, Coman (beide Bank) und Götze (Rippenbruch). Dortmunds Trainer Thomas Tuchel tauschte im Vergleich zum 2:2 gegen den 1. FC Köln zweimal Personal: Mkhitaryan und Piszczek begannen für Kagawa und Ramos (beide Bank).
Das Finale startete sehr taktisch geprägt - beide Mannschaften waren darauf bedacht, möglichst keine Fehler zu machen. Die Bayern formierten sich in einer 4-1-4-1-Grundformation, interpretierten die Positionen im Mittelfeld aber sehr variabel. Dabei setzten die Münchner auf einen geduldigen Spielaufbau und operierten zunächst bevorzugt mit langen Bällen nach vorne. Dortmund agierte situativ mit einer Dreier- oder Fünferabwehrkette und machte die Räume für den FCB eng. Vorne wechselte sich aggressives Pressing und abwartendes, kompaktes Stehen ab. Offensiv lauerte der BVB auf Lücken und Kontermöglichkeiten.
Zumindest Müller zeigt Zug zum Tor
Durch dieses Rasenschach blieb es in den Strafräumen dauerhaft ruhig. Beide Teams verengten die Spielfläche im Mittelfeld immer wieder auf wenige Quadratmeter. Es resultierten viele Ballverluste und kaum gelungene Offensivaktionen. Für die Bayern deutete zumindest Müller ein wenig Zug zum Tor an, doch bei seinem Distanzschuss (4.) und Kopfball (22.) fehlten ein paar Zentimeter. Später riss Douglas Costa mit einem schnellen Antritt eine Lücke in den gegnerischen Defensivverbund, doch Bürki stand im Weg (33.).
Die Borussia kam hingegen lange überhaupt nicht zum Abschluss. Eine hitzige Szene im Mittelfeld - Ribery und Castro holten sich die Gelbe Karte ab - schien die Schwarz-Gelben dann aber aufzuwecken. Nach einem Standard verbuchte Bender die erste Dortmunder Möglichkeit (43.). Leistungsgerecht ging es torlos in die Pause.
Knackige Zweikämpfe - Bayern macht Druck
Nach dem Seitenwechsel wurden die taktischen Zwänge ein wenig aufgelockert, beide Seiten entwickelten nun mehr Zug zum Tor. Ribery (52.), Douglas Costa (56., 62.), Lewandowski (64.) und Lahm (69.) deuteten für die Bayern Gefahr an - auf der anderen Seiten taten dies Aubameyang (57.) und Reus (63.) für die Borussia. Außerdem ging es in zahlreichen rassigen Zweikämpfen voll zur Sache: Die Akteure ließen einige Grätschen anrauschen, pflügten damit Rasen sowie Gegenspieler um und polierten auch einige Schienbeine. Schmelzer bezahlte ein Tackling mit einer Verletzung am rechten Bein - Durm kam für ihn (70.).
Derweil erhöhten die Münchner den Druck und wurden bei ihren Angriffen immer zwingender. Riberys abgefälschter Schuss stellte die beste Chance bis dahin dar, doch Bürki rettete mit einem starken Reflex (75.). Kurz darauf war auch für den niedergekämpften und angeschlagenen BVB-Kapitän Hummels Schluss, der im Sommer zum FCB wechseln wird - Ginter kam für die Innenverteidigung (78.).
In der Schlussphase schaffte es Dortmund dann wieder besser, zu entlasten und ließ den ein oder anderen brandgefährlichen Konter anrollen. Nach einer Piszczek-Flanke kam Aubameyang aus sieben Metern frei zum Schuss, traf aber den Ball nicht richtig und lenkte diesen drüber (85.). Spätestens jetzt roch es nach Verlängerung, die es nach 90 Minuten ohne Treffer auch gab.
Hoher Puls in der Verlängerung
Rassige Zweikämpfe: Dortmunds Pierre-Emerick Aubameyang (l.) im Luftduell mit Bayerns Jerome Boateng (r.).
Dortmund schien nach 90 intensiven Minuten noch Körner zu haben und schob vorne aggressiv drauf. Bayern wirkte nur kurz beeindruckt, befreite sich wenig später aus diesem Würgegriff und drängte wieder nach vorne. Dort tippte Ribery die Kugel in den Lauf von Lewandowski, der aus elf Metern freies Schussfeld hatte. Die Münchner Fans hatten den Torschrei schon auf den Lippen, als der Pole aufzog, doch Durm warf sich mit einer irren Rettungsaktion noch mit einer Grätsche in den Schuss und verhinderte den sicher geglaubten Rückstand (93.). Auf der anderen Seite schob Mkhitaryan aus spitzem Winkel knapp links vorbei (104.) und hielt den Puls damit hoch.
Der Kräfteverschleiß machte sich bei allen Beteiligten bemerkbar. Immer wieder wurden kleine Unterbrechungen genutzt, um die müden Muskeln zu dehnen und um durchzuschnaufen. Die spielbestimmende Mannschaft blieb trotz allem der FCB, der durch Alaba den nächsten Hochkaräter verzeichnete: Sein Schuss wurde im letzten Moment noch tückisch von Piszczek abgefälscht, doch Bürki rettete mit einem Blitz-Reflex (114.). Es blieb auch nach der Verlängerung beim 0:0 - der DFB-Pokal-Sieger musste über das Elfmeterschießen gefunden werden.
Elfmeterschießen: Douglas Costa entscheidet den Krimi
Im Elfmeterschießen schnellte die Spannungskurve noch einmal bis ans Maximum. Den Dortmundern Bender und Sokratis versagten die Nerven: Erst hielt Neuer, dann rettete der Pfosten für die Bayern. Dann scheiterte Kimmich für die Münchner. Am Ende hatte Douglas Costa die volle Verantwortung für den Pokalsieg und versenkte den letzten Elfmeter kühl im rechten Kreuzeck. Damit war der 18. DFB-Pokal-Sieg für den FCB perfekt.
Damit verabschieden sich beide Mannschaften in die Sommerpause. Allerdings dürfen nicht alles Profis in den Urlaub, für die meisten Nationalspieler geht es nahtlos weiter, denn die Europameisterschaft in Frankreich steht schon vor der Tür.
Aufstellungen, Einwechslungen & Reservebänke
Bayern München |
---|
Borussia Dortmund |
Tore & Karten
keine
|
0:1
Kagawa (verwandelt)
1:1
Vidal (verwandelt)
1:1
S. Bender (nicht verwandelt)
2:1
Lewandowski (verwandelt)
2:1
Sokratis (nicht verwandelt)
2:1
Kimmich (nicht verwandelt)
2:2
Aubameyang (verwandelt)
3:2
T. Müller (verwandelt)
3:3
Reus (verwandelt)
4:3
Douglas Costa (verwandelt)
|
Gelbe Karten
|
Spieldaten
Bayern München | Borussia Dortmund | |||
---|---|---|---|---|
Tore | 0 | : | 0 | Tore |
Torschüsse | 17 | : | 9 | Torschüsse |
gespielte Pässe | 839 | : | 352 | gespielte Pässe |
angekommene Pässe | 724 | : | 243 | angekommene Pässe |
Fehlpässe | 115 | : | 109 | Fehlpässe |
Passquote | 86% | : | 69% | Passquote |
Ballbesitz | 70% | : | 30% | Ballbesitz |
Zweikampfquote | 51% | : | 49% | Zweikampfquote |
Foul/Hand gespielt | 18 | : | 17 | Foul/Hand gespielt |
Gefoult worden | 17 | : | 15 | Gefoult worden |
Abseits | 4 | : | 3 | Abseits |
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