Vier Spiele hat Bundestrainer Joachim Löw noch zur Vorbereitung auf die EM. Er setzt bislang auf bewährte Spieler - doch einige von ihnen muss er aus unterschiedlichen Gründen noch für das Turnier aufbauen.
Es sind vor allem prägende Figuren des WM-Titels 2014, um die sich Joachim Löw vor dem Turnier kümmern muss. Bastian Schweinsteigers blutende Wunde im Gesicht, Mario Götzes Tor, André Schürrles Vorlage zuvor, Jerome Boatengs großer Kampf in der Abwehr - diese Bilder stehen für den Finalsieg gegen Argentinien. Doch sie alle befinden sich aus unterschiedlichen Gründen nicht in der Verfassung, in der Löw sie in Frankreich braucht.
Kapitän Schweinsteiger hat Verletzungsprobleme
Bastian Schweinsteiger im Einsatz gegen Manchester Citys Bacary Sagna
Bastian Schweinsteiger hatte zuletzt mit einer Verletzung zu kämpfen, im Januar erlitt er im FA-Cup beim Spiel von Manchester United gegen Sheffield United einen Innenbandeinriss im rechten Knie. Nach fast zwei Monaten Pause kehrte der 31-Jährige in der Europa League gegen Liverpool in die Mannschaft zurück, in seinen drei Kurzeinsätzen seitdem blieb er aber unauffällig.
Löw nahm seinen Kapitän trotzdem in den Kader für die Spiele gegen England und Italien auf - wo sich Schweinsteiger erneut am selben Knie verletzte, erneut am Innenband. Er wird in beiden Spielen fehlen. Löw hatte vorher gesagt: "Er ist der Kapitän und einer der Spieler mit der größten Erfahrung. Gerade bei einem Turnier ist es sehr wichtig, Spieler mit Führungsqualitäten zu haben." Doch Schweinsteiger muss nun erst richtig fit werden - und dann noch in Form kommen.
Mario Götze ohne Vertrauen in München
Mario Götze in München - Warmlaufen statt Spielen
Mario Götze war vielversprechend in die Saison gestartet, bis ihn ein langwieriger Muskelfaserriss aus der Bahn warf. Von Mitte Oktober bis Mitte Februar fehlte der 23-Jährige den Bayern, die seit seiner Genesung aber weitgehend auf ihn verzichten. In den jüngsten acht Pflichtspielen stand er im Kader von Pep Guardiola, der ihn mit einer Ausnahme aber nur zum Aufwärmen schickte. Nun gibt es bereits Spekulationen über eine Rückkehr Götzes zu Borussia Dortmund.
Die Nationalmannschaft bietet Götze größeres Vertrauen und auch die Gelegenheit, neues Selbstbewusstsein zu gewinnen. "Auf Mario zähle ich immer", sagt Löw, "er hat technisch überragend gute Möglichkeiten. Er kann Spiele entscheiden." Damit Götze bei der EM aber eine ähnlich entscheidende Rolle wie bei der WM spielen kann, muss er nun auch in der Liga zum Zuge kommen. "Er braucht jetzt einige Spiele", sagt auch Löw.
Jerome Boateng erlebt eine lange Zwangspause
Jerome Boateng - 2016 meist in zivil
Jerome Boateng spielte eine starke Hinrunde, der Auftakt in die Rückrunde im Spiel der Bayern beim Hamburger SV endete mit einem Muskelbündelriss. Bis Ende April wird der 27-Jährige kaum spielen. Löw sagt, er wolle Boateng die Tür zur EM "so lange wie möglich offen halten". Doch Boateng muss nach der Überwindung seiner Verletzung erst wieder in die nötige Verfassung kommen.
Zuletzt steigerte er das Training. Er wolle gerne in dieser Saison noch in der Champions League spielen, sagte er, schränkte aber sogleich ein: "Ich will nichts versprechen und darf es nicht übertreiben."
André Schürrle ist Teil der Wolfsburger Krise
André Schürrle zeigte zuletzt ansprechende Leistungen
André Schürrle ist beim VfL Wolfsburg klarer Stammspieler - aber auch ein Teil einer Wolfsburger Mannschaft, die weit entfernt von den Leistungen der Vorsaison spielt. Zuletzt zeigte der 25-Jährige eine aufsteigende Form, traf in Hannover drei Mal, erzielte den Ausgleich gegen Darmstadt und legte gegen Mönchengladbach ein Tor auf.
"Es war extrem wichtig zu zeigen, dass ich noch da bin", sagte Schürrle nach seinem Hattrick gegen Hannover - und meinte damit wohl seine Chancen auf die EM. Schürrle gilt von den WM-Helden als größter Wackelkandidat.
Löw macht jungen Spielern Hoffnung
Löw ist sich offenbar im Klaren, dass sich noch einiges tun muss. "Wenn wir unsere Form beim Turnier nicht verbessern, wird es schwer. Wenn man ein Turnier gewinnen will, muss man - wie wir in Brasilien - sechs, sieben Spiele in Bestform absolvieren", sagt der Bundestrainer. Davon ist das Team zurzeit weit entfernt, befand im Januar auch Sami Khedira mit ungewöhnlich klaren Worten: "Wenn wir ehrlich sind, hätten wir in unserer aktuellen Verfassung keine Chance."
Leroy Sané - bald öfter im Trikot der Nationalmannschaft?
Löw hält seinen WM-Helden wohl trotzdem vorerst die Treue. "Jeder von uns weiß, dass die Mannschaft, wenn ihr Fokus auf das Turnier gerichtet ist, zu außergewöhnlichen Leistungen in der Lage ist", sagt der Bundestrainer. Doch er muss schon vorher seine Sorgenkinder schnell wieder aufrichten.
Gelingt das nicht rechtzeitig, muss er sich nach Alternativen umsehen. Und die sind da: Joshua Kimmich von den Bayern und Leverkusens Jonathan Tah - letzterer befindet sich auch im aktuellen Aufgebot - wären defensiv denkbare Lösungen. Der Dortmunder Julian Weigl gilt in der Mittelfeldzentrale als große Hoffnung, die beiden Schalker Leroy Sané und Max Meyer in der Offensive. Die Tür für diese Spieler "ist offen", sagte Löw. Am 17. Mai muss er seinen vorläufigen Kader bennen. "Es kann schon sein, dass es Überraschungen geben wird", sagt Löw.
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