Borussia Mönchengladbach hat auch den zweiten Vergleich binnen vier Tagen gegen Schalke 04 gewonnen. Die Fohlen setzten sich in der2. Runde im DFB-Pokal in Gelsenkirchen mit 2:0 (1:0) durchund dürfen weiter vom ersten Pokalsieg seit 1995 träumen. Im anderen reinen Bundesliga-Duell setzte sich Werder Bremen dank Anthony Ujah gegen seinen Ex-Klub 1. FC Köln mit 1:0 (1:0) durch.
Regionalligist Carl-Zeiss Jena und Oberligist SSV Reutlingen verpassten weitere Überraschungen gegen drei Klassen höher spielende Gegner. Jena unterlag gegen den VfB Stuttgart mit 0:2 (0:1),Reutlingen gegen Eintracht Braunschweig mit 0:4 (0:2).
DFB-Pokal: Borussia Mönchengladbach besiegt Schalke 04 erneut
Drei Tage nach dem Triumph in der Bundesliga gewinnen die Fohlen erneut gegen Schalke. Sie präsentieren sich dabei gnadenlos effizient. Die Analyse.
Borussia Mönchengladbach hat dank Torhüter Yann Sommer das Achtelfinale des DFB-Pokals erreicht. Die Fohlen setzten sich mit 2:0 (1:0) gegen Schalke 04 durch.
Vor 60.655 Zuschauern in der ausverkauften Veltins Arena dominierte Schalke in den ersten 45 Minuten das Spielgeschehen, doch scheiterte mit zahlreichen guten Möglichkeiten an Yann Sommer. Lars Stindl bestrafte den Gastgeber für diese Nachlässigkeit und brachte Gladbach mit der ersten nennenswerten Offensivaktion in Führung (42.).
Kurz nach der Halbzeit erhöhte Thorgan Hazard für die Gäste per Foulelfmeter auf 2:0 (53.). Gladbach bleibt damit unter dem Interimstrainer Andre Schubert nach fünf Siegen in der Liga auch im Pokal in der Erfolgsspur und zieht ins Achtelfinale ein.
Der Spielfilm:
Vor dem Anpfiff: Schubert verändert seine Startelf im Vergleich zum 3:1-Sieg am Sonntag auf drei Positionen. Hazard und Drmic beginnen anstelle von Johnson und den an Grippe erkrankten Raffael. In der Zentrale rückt Nordtveit für Dahoud in die Anfangsformation.
Sein Gegenüber Andre Breitenreiter reagiert auf die Niederlage und nimmt vier Wechsel vor. Gspurning ersetzt den von einem Magen-Darm-Virus geplagten Fährmann im Tor, Kolasinac, Goretzka und Huntelaar laufen für Sane, Höjbjerg und den gesperrten Geis auf. Damit stellt Breitenreiter das System um und bringt Huntelaar und Di Santo als Doppelspitze.
13.: Erste große Möglichkeit der Partie. Meyer hat auf links zu viel Platz und bringt den Ball butterweich auf Caicara, der das Leder aus spitzem Winkel allerdings nicht mehr kontrolliert auf das Tor bringen kann.
28.: Königsblau drängt auf die Führung. Caicara steckt den Ball aus zentraler Position perfekt auf Huntelaar durch, doch Sommer pariert den flachen Schuss des Niederländers. Starke Tat.
29.: Gladbach taumelt, hat das Glück aber auf seiner Seite. Erst köpft Huntelaar aus dem Strafraumzentrum an den rechten Pfosten, nur Sekunden später kommt Meyer im Sechzehner ebenfalls per Kopf zum Abschluss, den Sommer problemlos aus dem Eck fischt.
34.: Schalke kontert schnell über Caicara, der Di Santo auf die Reise schickt. Aber auch der Argentinier scheitert mit einem Flachschuss am überragend reagierenden Gladbacher Schlussmann.
42., 0:1, Stindl: Lars Stindl stellt den Spielverlauf auf den Kopf! Katastrophaler Fehler von Matip, der beim Versuch, als letzter Mann zu Gspurning zurückzuspielen, wegrutscht und Stindl den Ball perfekt in den Lauf spielt. Der Angreifer bleibt vor dem Keeper eiskalt und bringt Gladbach in Führung.
53., 0:2 Hazard: Gspurning kommt gegen Stindl zu spät und erwischt den Gladbacher - Elfmeter. Da hätte der Schlussmann wegbleiben müssen. Hazard ist es egal und der Belgier verwandelt unten links, wobei der Schalker Keeper das Leder noch berührt.
54.: Huntelaar nimmt ein Goretzka-Zuspiel schön mit und kommt im Strafraum zum Abschluss, aber Sommer pariert mit beiden Fäusten großartig.
55.: Endlich schaltet Gladbach mal schnell um. Traore sprintet über den ganzen Platz und versucht es dann im Strafraum alleine, doch verfehlt das Tor knapp.
66.: Fast die Entscheidung: Hazard bringt einen Distanzschuss aufs Schalker Tor, Gspurning ist zwar mit beiden Händen am Ball, lässt ihn aber fast über die Finger ins Netz rutschen. Es gibt eine Ecke, die die Borussia nicht nutzt.
79.: Nordtveit trifft mit einem Schuss vom rechten Strafraumeck das Außennetz, kurz darauf versucht es Höjbjerg von der Strafraumgrenze, aber das Leder wird von Gladbachs Abwehr geblockt. Die Schalker reklamieren vergebens auf Handspiel.
90.: Sane dribbelt sich noch mal über die linke Seite in den Gladbacher Strafraum, aber sein Abschluss wird bereits im Ansatz geblockt. Der Nachschuss von Matip misslingt.
Fazit: Schalke ist besonders im ersten Durchgang das deutlich bessere Team, scheitert aber immer wieder am glänzend aufgelegten Yann Sommer. Gladbach ist beim Führungstor eiskalt und kontert mit der Führung im Rücken.
Der Star des Spiels: Yann Sommer. War der überragende Mann auf dem Platz und bewahrte sein Team vor dem Rückstand. Besonders im Eins-gegen-eins brachte er Di Santo und Huntelaar zur Verzweiflung.
Der Flop des Spiels: Michael Gspurning. Bitteres Profi-Debüt des 34-Jährigen. War nicht oft gefordert, doch dem Torhüter unterlief vor dem 0:2 der spielentscheidende Fehler, als er Stindl im Strafraum zu Fall brachte. Ebenfalls unglücklich bzw. schwach agierten Matip bei Schalke und Gladbachs Drmic, der zur Pause ausgewechselt wurde.
Der Schiedsrichter: Tobias Stieler. Machte einen souveränen Eindruck und entschied kurz nach der Halbzeit zurecht auf Elfmeter. Ebenfalls richtig, nach Höjbjergs Schuss nicht auf den Punkt zu zeigen. Beruhigte zudem umgehend die Gemüter, als Traore und Meyer in der 20. Minute nach einer Nickligkeit aneinander gerieten. Insgesamt ein gelungener Auftritt.
Das fiel auf:
- Breitenreiters Umstellung auf zwei Stürmer brachte den gewünschten Erfolg: Weder Jantschke noch der am Sonntag so starke Christensen konnten das Gladbacher Spiel lenken, da die Innenverteidiger konsequent von Di Santo und Huntelaar angelaufen wurden. Bei Ballgewinn schwärmten die Königsblauen aus und versuchten, den Gegenangriff zu starten. So erspielten sich die Gastgeber einige hochkarätige Chancen.
- Überhaupt stand Schalke in der ersten Hälfte deutlich besser im Raum als noch am Sonntag und gewann dadurch viele zweite Bälle. Besonders in der Zentrale hatte Königsblau durch die Veränderungen mehr Zugriff, auch weil Di Santo viel nach hinten mitarbeitete.
- Gladbach war bemüht, das Spiel aus einer 4-4-2-Formation über die Außenverteidiger zu eröffnen. Bei gegnerischem Ballbesitz attackierte Gladbach Schalke teilweise am gegnerischen Sechzehner, kam aber selten zu Ballgewinnen. Da die Abstände zwischen den Mannschaftsteilen zu groß waren, wurde es immer dann gefährlich, wenn Königsblau die erste Linie durchbrechen konnte. In der Folge ließen sich die Fohlen weiter fallen und griffen den Gastgeber an der Mittellinie an.
- In der Halbzeit beendete Schubert das Experiment mit Drmic, der überhaupt keinen Zugriff zum Spiel hatte. Für ihn kam Johnson, wodurch Hazard ins Zentrum rückte und Gladbach im zweiten Durchgang endlich spielerische Lösungen fand. Mit der Führung im Rücken und der personellen Korrektur kontrollierten die Fohlen zunehmend die Partie und ließen kaum mehr Torchancen der Königsblauen zu. Vielmehr setzte die Schubert-Elf selbst mit Kontern immer wieder Nadelstiche.
FC Bayern: Die Weltherrschaft im Visier
Die Bayern lassen Wolfsburg im Pokal nicht den Hauch einer Chance und unterstreichen eindrucksvoll, wie ernst es ihnen in dieser Saison mit dem Triple ist.
Wenn weit vorn beim gegnerischen Tor das eigene Team ein Tor schießt, dann reißen Torhüter ihre Arme in die Höhe, jubeln laut oder verlassen sogar die eigene Hälfte, um mit den Teamkollegen zu jubeln. Nicht soManuel Neuer. Wenn der FC Bayern trifft, dann sieht die Nummer Eins in der Regel so aus, als käme sie gerade vom morgendlichen Spaziergang und nicht so, als wäre gerade ein Tor gefalen.
Völlig unaufgeregt lässt er sich dann von einem der Balljungen hinter dem Tor einen Ball zuwerfen, um das Gefühl für den Ball in Ermangelung von Schüssen auf seinen Kasten nicht zu verlieren. Auswärts trinkt er meist einen Schluck. Die neutralen Blicke von Neuer bei Treffern sagen einiges aus über die Dominanz der Bayern und über die Selbstverständlichkeit, mit der sie in dieser Saison auftreten.
Unfassbar hungrige Bayern
Am Dienstagabend aber war etwas anders. Da blieb Neuer nicht in seinem Tor. Im Gegenteil: Der sonst so coole Schlussmann explodierte beim 3:0 und rannte zur Außenlinie, wo er Rafinha in die Arme sprang. Sein Gesicht war nicht konzentriert oder angespannt, sondern einfach nur glücklich. Neuer jubelte. So richtig. Seltenheitswert haben solche Szenen wie die in Wolfsburg. Die ungezügelte Freude Neuers zeigt vor allem eines: Die Bayern 2015 sind nicht nur unfassbar gut, sie sind auch unfassbar hungrig.
Neuer und Co. wollen das Triple, sie wollen jedes einzelne Spiel gewinnen, sie sind unersättlich. Und es ist keinesfalls so selbstverständlich, dass jedes Spiel so mühelos erscheint. Denn auch die Gegner verdienen Millionen und im Fall der Wölfe sogar einige Millionen mehr als sonstige Gegner. Es ist unfassbar, wie chancenlos Wolfsburg im Pokal-Kracher blieb. Alle Sprüche von Hecking, man wolle mithalten, waren umsonst, aller Wille, das 1:5 zu tilgen, schnell dahin.
Denn diese Bayern sind so fokussiert, dass es schon jetzt, wenige Tage später, kaum vorstellbar erscheint, dass diese Elf tatsächlich gegen Arsenal (0:2) verloren haben soll. Es gibt keine erkennbare Schwachstelle. Neuer ist der wohl beste Torhüter der Welt, innen ist Boateng in der Form seines Lebens, Martinez daneben wird wieder zum Alten und außen, tja, da spielen eben Lahm und Alaba. Muss man nicht mehr drüber sagen.
Und auch sonst spielen die Thiagos, Costas, Müllers oder Lewandowskis so überragend, dass man die kühne Worthülse "Beste Bundesligaelf aller Zeiten" langsam nicht mehr als Spinnerei abtut, sondern durchaus als realistische Betitelung ansieht.
Das Triple im Visier
Egal, wo die Bayern im fußballhistorischen Kontext einzuordnen sind: Das Triple ist fest im Visier der bajuwarischen Rekord-Jäger. Da ist ihnen in Bayerns Landeshauptstadt egal, ob der Gegner nun Köln heißt oder eben Wolfsburg. Egal, ob man gegen Svento oder eben Draxler spielt. Das muss Fußball-Deutschland anerkennen: Sie sind besser, und zwar egal gegen wen. "Das war heute ein Klassenunterschied, das muss man so klar sagen", sagte Klaus Allofs nach dem Spiel bei Sky und alle Wolfsburger waren sich einig, im ersten Durchgang mit drei Toren noch glimpflich davon gekommen zu sein.
Unabhängig davon, ob Pep Guardiola nun seine Unterschrift unter einen neuen Vertrag setzt oder nicht, ihn und seine Spieler eint eine Mission: Sie alle wollen die dreijährige Arbeit nun vergolden und eine kleine Dekade mit dem Titel in der Königsklasse krönen. Und auf dem Weg dahin zeigen, dass man die beste Mannschaft der Welt ist.
Wie eine Droge zählt immer nur der Sieg im nächsten Spiel. Bis zum Ende der Saison, bis zur Herrschaft über die Fußballwelt. Man sieht es ihnen allen an. Einem Alaba, der zwei Tore wunderbar vorberietete, einem Müller, der mit voller Konzentration am Aufbessern seines persönlichen Pflichtspieltor-Werts schraubt. Einem Costa, einem Coman oder einem Robben, die immer weiter attackieren wollen. Oder einem Boateng, der sich in der Manier eines grimmigen Kriegers in die Zweikämpfe wirft.
Am besten aber konnte man in dieser zweiten Pokalrunde, die in wenigen Wochen jeder bereits wieder vergessen hat, an Manuel Neuer ablesen, wie ernst es ihnen in dieser Saison ist. Denn der, der sonst bei Toren starr abdreht und ganz Profi einen Ball des Balljungen fängt, rannte einem Impuls folgend los und jubelte ausgelassen über ein Tor seiner Mannschaft.
Neuer will noch einmal das Gefühl spüren, den Henkelpott im Konfettiregen in den Himmel zu stemmen und sich als beste Mannschaft der Welt zu fühlen. Und er ist nicht allein. Der FC Bayern agiert im Stile eines Champions, das Ziel ist die Weltherrschaft. Und nichts erscheint in diesen Tagen realistischer.
Nenhum comentário:
Postar um comentário