Im DFB.de-Interview mit Redakteurin Paula Widmer spricht Marina Tashchyan über Borussia Dortmund, das Sprachtalent ihres Sohnes und die fußballverrückte Familie Mkhitaryan.
DFB.de: Frau Tashchyan, wie sehr freuen Sie sich auf das DFB-Pokalfinale?
Tashchyan: Natürlich sehr! Das wird dann schon mein drittes DFB-Pokalfinale in Folge, welches ich in Berlin schaue. Ich verfolge wirklich jedes Spiel von Borussia Dortmund. Manchmal schaue ich mir auch andere Bundesligaspiele an, wenn es sich zum Beispiel um den nächsten Gegner handelt. Ich verfolge so viele Spiele wie möglich.
DFB.de: Sie werden aber nur privat dort sein?
Tashchyan: Ich werde als Mutter auf der Tribüne sitzen und meinen Sohn anfeuern. Meine Tochter, die auch bei der UEFA arbeitet, wird auch dabei sein. Beide stehen sich sehr nahe, meine Tochter besucht ihn auch so oft sie kann.
DFB.de: Wie oft sind Sie in Deutschland?
Tashchyan: Miki lebt alleine in Deutschland. Darum versuche ich so oft wie möglich dort zu sein. Ich schaffe es meistens, eine Woche im Monat bei ihm zu sein.
DFB.de: Was fühlen Sie, wenn Sie ihn auf dem Platz sehen?
Tashchyan: Gute Frage, ich habe mir das noch nie bewusst gemacht. Mein Mann war auch ein Profifußballer, es bedeutet mir viel, Miki spielen zu sehen. Ich bin immer sehr stolz auf ihn. Natürlich ist es schwer für mich als Mutter, wenn er sich auf dem Platz verletzt. Das geht einem sehr nahe. Das ist für jede Mutter eine schwierige Situation, wenn dein Sohn auf dem Platz liegt und der Arzt kommen muss. Aber ich liebe es natürlich, ihn spielen zu sehen, am meisten, wenn er mit seiner Mannschaft gewinnt!
DFB.de: Wann haben Sie gemerkt, dass ihr Sohn mal ein Profifußballer wird?
Tashchyan: Seit er mit sieben Jahren in Armenien mit dem Training begonnen hat. (lacht) Er hatte immer ein Ziel vor Augen. Erst wollte er ein guter Spieler werden, dann ein Profi und schließlich ein erfolgreicher Spieler.
DFB.de: Wie haben Sie seinen Weg als Mutter miterlebt?
Tashchyan: Ich glaube, dass es für manche Familien schwer ist, vor allem wenn sie nichts mit dem Fußballgeschäft zu tun haben. Aber da ich seit 20 Jahren für den Armenischen Fußballverband arbeite und meine Tochter und ich zudem für die UEFA tätig sind, war es für uns leichter.
DFB.de: Wie muss man sich das Mittagessen bei Familie Mkhitaryan vorstellen, wird nur über Fußball gesprochen?
Tashchyan: Ja! (lacht) Das ist wirklich sehr interessant. Wir sprechen, wenn wir zusammen sind, nur über Fußball. Fußball ist bei uns wirklich das Thema! (lacht)
DFB.de:: Wie war es für Sie, als ihr Sohn nach Deutschland gegangen ist?
Tashchyan: Ich war sehr, sehr glücklich und bin es bis heute. Er spielt jetzt bei einem der besten Vereine der Welt. Die Atmosphäre im Stadion in Dortmund ist unglaublich. Die Menschen sind sehr nett. Die Spieler und der Verein haben ihn sehr gut aufgenommen. Die Spieler sind sehr hilfsbereit und offen.
DFB.de: Was gefällt ihnen noch in Deutschland?
Tashchyan: Ich war vor seinem Wechsel schon in Deutschland und liebe dieses Land. Die Menschen sind sehr nett, die Nachbarn von meinem Sohn sind sehr sympathisch. Hinzu kommt, dass alles so sauber ist. Immer wenn ich nach Deutschland fahre habe ich das Gefühl, in meine zweite Heimat zu reisen.
DFB.de: Inwiefern überschneidet sich ihre Tätigkeit mit der Ihres Sohnes? Treffen Sie sich manchmal beruflich im Stadion?
Tashchyan: Ja, da ich beim Armenischen Fußballverband für die Nationalmannschaften verantwortlich bin kommt das öfters vor. Wenn Miki ein Länderspiel hat, dann bin ich auch da.
DFB.de: Ist das dann eine komische Situation?
Tashchyan: Nein. Ich bin dann nicht als Mutter dort, sondern als Offizielle. Das wird dann klar getrennt.
DFB.de: Wie war es für Sie, als Ihr Sohn 2014 mit dem Nationalteam in Deutschland gespielt hat?
Tashchyan: Sie haben so hoch verloren! Aber am schlimmsten war die Verletzung von
Marco Reus so kurz vor der WM. Das hat mir unendlich leidgetan, ich schätze ihn sehr.
DFB.de: Wie gut kennen Sie die Mitspieler ihres Sohnes beim BVB?
Tashchyan: Ich kenne einige Jungs. In der Mannschaft herrscht eine tolle Atmosphäre. Das sind tolle Spieler, auf und neben dem Platz. So etwas ist nicht selbstverständlich.
DFB.de: Sie haben zu Hause nicht nur einen erfolgreichen Fußballer, sondern auch noch ein Sprachtalent...
Tashchyan: Als mein Mann als Fußballprofi aktiv war, haben wir sieben Jahre lang in Frankreich gelebt. Als wir hingezogen sind, war Miki gerade mal acht Monate alt. Französisch hat er also dort gelernt und als kleines Kind geht das sehr schnell. Als er anfing, mit dem Fußball Geld zu verdienen, hat er extra einen Englischlehrer engagiert, um sein Englisch zu verbessern. Portugiesisch hat er als 14-Jähriger in seiner Zeit in Brasilien gelernt, da er dort auch zur Schule gegangen ist. Russisch hat er von meiner Mutter, also seiner Oma, gelernt, weil sie aus Russland kommt. Sie spricht mit ihm immer Russisch. Armenisch ist natürlich seine Muttersprache und Deutsch hat er dann in Dortmund gelernt.
DFB.de: Das ist trotzdem nicht selbstverständlich, dass jemand so viele Sprachen lernt.
Tashchyan: Ich glaube, er hat wirklich Talent. Aber er ist auch ein sehr interessierter Mensch, der lieber mal zuhause bleibt und etwas liest oder lernt, anstatt raus zu gehen. Er ist ein "Workaholic."
DFB.de: Was wünschen Sie sich für das Finale?
Tashchyan: Einen großartigen Sieg vom BVB! (lacht) Es ist das dritte Mal, dass sie in einem Finale aufeinandertreffen, ich wünsche Dortmund so sehr den Titel!
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