Ausgerechnet vor dem "Tag der Fans" schockt diese Meldung die Anhänger von Werder Bremen: Franco di Santo steht vor dem Wechsel zu Schalke 04. "Starkes Interesse von Schalke", hatte Thomas Eichin, der Bremer Geschäftsführer, das Werben der Westdeutschen um den Torjäger gegenüber dem kicker bestätigt. Am Mittag dann teilte der Verein per Pressemitteilung mit, dass der Argentinier den Verein mit sofortiger Wirkung verlässt. Die nun bestätigte und gezogene Ausstiegsklausel beläuft sich nach kicker-Informationen auf eine Höhe von sechs Millionen Euro.
Am Samstag hat di Santo beim "Tag der Fans" seine Mannschaftskameraden über die Entscheidung, von seiner Ausstiegsklausel Gebrauch zu machen und den Verein zu verlassen, informiert. Anschließend verließ er mit seinem Berater das Weserstadion.
Die Karten liegen auf dem Tisch, das Kapitel Werder ist Geschichte. Seine Aussagen erweisen sich im Nachhinein als Lippenbekenntnisse. "Wir sind nah beieinander", hatte di Santo sich aus dem Urlaub zurückgemeldet und den Werder-Fans so die Hoffnung vermittelt, dass er den Vertrag an der Weser verlängert. Hinzu kam die aktuelle Entwicklung: Werder-Manager Eichin ging nochmals "bis an die Schmerzgrenze" und stockte das Angebot auf. Der Stürmer hätte per anno für einen über vier Jahre laufenden Vertrag gut drei Millionen Euro kassieren und damit noch vor Zlatko Junuzovic (2,6 Millionen Euro Jahresgehalt) zum bestbezahlten Profi im Kader avancieren können.
Ausstiegsklausel im Vertrag
Di Santo und seine Berater haben sich anders entschieden. Entgegen seinen Aussagen hat der 26-Jährige den Klub lange hingehalten und die nach Saisonende gewünschte schnelle Entscheidung über seine Zukunftspläne hinausgezögert. Nun indes rückt der Zeitpunkt näher, an dem er gezwungen ist, sich zu erklären: Der Spieler besitzt eine Ausstiegsklausel, die Ende Juli abläuft. Nach Information des kicker liegt diese bei sechs Millionen Euro. Werder hat diese Klausel gestaffelt. Im Winter hätte ein Interessent acht Millionen Euro zahlen müssen.
"Es gibt ein starkes Interesse von Schalke 04", sagte Eichin am Samstag in der Früh. Der Bremer ist froh, dass nun Bewegung in die Sache kommen wird. Schließlich muss er den Verlust des Toptorjägers ausgleichen. Zwei Wochen vor dem Pflichtspielstart beim Pokalspiel in Würzburg drängt die Zeit für die Hanseaten, die bei einem Verkauf di Santos nach Westdeutschland mit Anthony Ujah nur einen einsatzfähigen Angreifer im Aufgebot hätten, da Youngster Melvyn Lorenzen weiter angeschlagen ist und für den Liga-Start auszufallen droht. Eichin über die Dringlichkeit: "Wir müssen noch einen Stürmer holen."
Auf alle Eventualitäten seien sie vorbereitet, hatte der Bremer Macher immer betont. Nun gibt er zu, dass es sich nicht so ganz einfach gestaltet: "Wir konnten keinen Stürmer auf Halde holen." Finanziell sind dem Nord-Klub weiterhin die Hände gebunden, was die Handlungsfähigkeit einschränkt.
Schalke profitiert
Auch wenn di Santo dank der Ausstiegsklausel wesentlich günstiger zu haben ist als sein Marktwert angesetzt werden darf: Für Werder hat sich das jährige Engagement des aus der Premier League geholten Stürmers in jeder Hinsicht gelohnt, gerade auch finanziell. Ablösefrei ist 2013 der Nationalspieler aus Wigan gekommen. Eichin konnte damals kein hohes Handgeld zahlen und musste die Konstruktion akzeptieren, eine Klausel in das Vertragswerk zu schreiben. Auch auf die Gefahr hin, dass der Spieler, der im ersten Jahr nicht überzeugte, erst in der zweiten Saison zu einem beachteten Leistungsträger geworden ist, nun etwas unter Wert verkauft werden muss. Der aktuelle Marktwert für di Santo wird nach seinen 13 Saisontoren bei etwa zehn Millionen Euro angesetzt.
Davon profitiert Schalke, wie Bremen beim Ujah-Kauf von einer ähnlichen Konstellation profitiert hat. Auch der Nigerianer war günstig zu haben - dank einer schriftlich fixierten Vereinbarung. 4,5 Millionen Euro musste Bremen zahlen für einen Stürmer, für den der Marktwert bei acht Millionen Euro angesetzt wird
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