Grün-Weiße Nacht in Berlin: Der VfL Wolfsburg hat Trainer Jürgen Klopp den Abschied von Borussia Dortmund vermasselt und erstmals in der Klubgeschichte den DFB-Pokal gewonnen. Die "Wölfe" setzten mit dem verdienten 3:1 (3:1)-Erfolg nach einem offenen Schlagabtausch im 72. Endspiel für das Sahnehäubchen auf eine Saison, die sie in der Bundesliga eine Woche zuvor als Vizemeister mit der souveränen Qualifikation für die Champions League beendet hatten.
Für die Borussen endete nach folgenschweren Defensiv-Blackouts der Traum vom Happy End einer verkorksten Saison, die nach einer Aufholjagd in der Rückrunde vom letzten Tabellenplatz zumindest noch auf Rang sieben und in die Qualifikationsrunde für die Europa League führte.
Schneller Dreierpack bringt die Entscheidung
Vor 75.815 Zuschauern im ausverkauften Olympiastadion erzielten Luiz Gustavo (22.), Kevin de Bruyne (33.) und Bas Dost (38.) die Tore für die Niedersachsen zum ersten Titel für Trainer Dieter Hecking. Pierre-Emerick Aubameyang (5.) hatte den BVB zunächst in Führung gebracht. Dortmund verlor wie im Vorjahr das Finale und verpasste den vierten Pokalsieg seiner Vereinsgeschichte.
Beim Einlaufen der Mannschaften vor dem Anpfiff der ersten und zweiten Halbzeit sorgte ein Teil der BVB-Fans mit dem Abbrennen von Feuerwerkskörpern und Pyrotechnik für unrühmliche Auftritte beim Berliner Fußball-Fest. Die Borussen-Anhänger büßten jene Sympathien ein, die sie sich im Laufe des Tages mit fröhlichen und friedlichen Feiern im Vorfeld der Partie in der Innenstadt erobert hatten.
Blitzstart für den BVB
Die Rauchschwaden hingen noch über dem Rasen des Olympiastadions, als der BVB mit dem ersten zielstrebigen Angriff den Führungstreffer erzielte. Nach Vorlage von Shinji Kagawa ließ Aubameyang VfL-Torhüter Diego Benaglio keine Chance.
Die Zuschauer erlebten das von beiden Trainern prophezeite "tolle Finale". Beide Mannschaften agierten offensiv mit offenem Visier, wobei die Dortmunder zunächst zwingender wirkten. Balleroberungen im Mittelfeld wurden sofort zu schnellen Angriffsaktionen genutzt, so wie in der 18. Minute, als Marco Reus den Ball freistehend aus elf Metern über das Tor schoss.
Auf der Gegenseite bedurfte es einer Standardsituation zum Ausgleich. Einen wuchtigen 25-Meter-Freistoß von Naldo konnte Langerak nur abklatschen und machte dabei eine unglückliche Figur, Luiz Gustavo schaltete am schnellsten und schoss ein.
Viele Chancen in einer tollen Partie
Schließlich sorgte de Bruyne, der zuvor kaum in Erscheinung getreten war, mit einem beherzten Distanzschuss aus 18 Metern für die 2:1-Führung der "Wölfe", die nach dem Ausgleich selbstbewusster auftraten und durch Dost sogar noch zum inzwischen verdienten 3:1 kamen.
Dortmund gab sich in keiner Phase geschlagen, erspielte sich durch seine beiden besten Akteure, Aubameyang und Kagawa, hochkarätige Chancen zum Ausgleich, blieb aber glücklos. Aufseiten der Wolfsburger setzten Naldo, dessen Einsatz in den vergangenen Tagen wegen Kniebeschwerden lange fraglich gewesen war, sowie Daniel Caligiuri und Keeper Benaglio die Glanzpunkte.
Luiz Gustavo, De Bruyne und Dost drehen das Finale
Wolfsburg schreibt Geschichte
Zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte ist der VfL Wolfsburg DFB-Pokalsieger. Die Wölfe drehten gegen Borussia Dortmund einen frühen Rückstand in einen 3:1-Sieg. Das Erfolgsrezept der Niedersachsen war einmal mehr ein blitzartiges Umschaltspiel sowie gefährliche Standards. Der BVB probierte alles, konnte seinen Trainer aber nicht mit einem Titel verabschieden.
Aubameyang trifft und hebt ab
Dortmunds Trainer Jürgen Klopp tauschte nach dem3:2-Sieg gegen Werder Bremen zum Bundesliga-Ausklang nur den Torwart: Langerak stand für Weidenfeller zwischen den Pfosten. Wolfsburgs Coach Dieter Hecking brachte im Vergleich zum 2:2 beim 1. FC Köln zwei Neue: Naldo und Rodriguez begannen für Knoche und Schäfer.
Beide Mannschaften starteten spürbar offensiv ausgerichtet und setzten jeweils auf aggressives Pressing. Dadurch hatten beide Teams nur wenig Räum, sodass die Anfangsminuten von vielen Fehlpässen im Mittelfeld geprägt waren. Die erste gelungene Stafette brachte dann prompt die Dortmunder Führung: Durm spielte am rechten Sechzehnereck auf die rechte Außenbahn zu Kagawa, der direkt an die Fünfmetergrenze flankte. Dort stand Aubameyang völlig frei, schoss per Direktabnahme ein und bejubelte das 1:0 mit seinem charakteristischen Salto (5.). Der Treffer wurde begünstigt von Rodriguez, der zu spät rausrückte und das Abseits aufhob.
Luiz Gustavo staubt ab
Der Ausgleich: Wolfsburgs Daniel Caligiuri, Naldo, Luiz Gustavo und Kevin De Bruyne (v.l.) beim Torjubel.
Wolfsburg zeigte sich nur wenig beeindruckt und antwortete postwendend: Perisics Schuss aus etwa zwölf Metern parierte Langerak stark (7.). Danach ging es intensiv und temporeich weiter. Lange konnte sich der VfL aber nicht entfalten, weil die Borussia die beiden Außen Perisic (rechts) und Caligiuri (links) sowie Spielmacher De Bruyne immer wieder doppelten. Erst ein Check von Kehl an Perisic ermöglichte den Niedersachsen einer ihrer gefährlichen Standards aus 25 Metern halblinker Position: De Bruyne und Rodriguez tippen die Kugel für Naldo an der einen wuchtigen Aufsetzer Gewaltschuss abfeuerte. Langerak ließ den Aufsetzer nach vorne abklatschen, wo Luiz Gustavo völlig frei stand und per Linksschuss zum 1:1 einschoss (22.).
De Bruynes Aufsetzer passt genau
In der Folge neutralisierten sich beide Mannschaften erneut im Mittelfeld. Beide Viererketten standen sehr hoch und begrenzten das Spielfeld damit auf nur wenige Meter. Wolfsburg aber erarbeitete sich Vorteile in Sachen Ballbesitz sowie Zweikampfquote und belohnten dies mit einem Führungswechsel: Caligiuri ließ ein halbhohes Zuspiel an der Strafraumgrenze direkt auf De Bruyne klatschen, der aus 18 Metern halblinker sofort abzog, dabei Hummels tunnelte und mit einem Aufsetzer ins Torwarteck traf. Langerak tauchte zwar ab, kam aber nicht mehr ran (33.).
Dost nickt ein
Der VfL spielte sich danach regelrecht in einer Rausch, kombinierte mit Kurzpässen nach vorne und spielte Perisic auf der rechten Außenbahn frei. Dort bekam der Kroate von Schmelzer nur Geleitschutz und flankte an die Fünfmetergrenze, wo Dost Bewacher Subotic entwischte und ins Tor einköpfte (38.). Damit verwandelten die Wölfe ein 0:1 in ein 3:1 binnen 16 Minuten. Die Borussia hielt fortan wieder besser dagegen. Hummels köpfte haarscharf am rechten Pfosten vorbei (42.), dann jagte Aubameyang das Spielgerät aus sechs Meter knapp drüber und wurde im selben Moment von Rodriguez umgeräumt. Schiedsrichter Dr. Brych gab diesen glasklaren Elfmeter allerdings nicht (44.).
Dortmund rennt an, trifft aber nicht
Kein Halten mehr: Wolfsburg bejubelt den ersten DFB-Pokalsieg der Vereinsgeschichte.
© Getty Images
Nach Wiederbeginn verbuchte sofort der VfL die nächste Großchance: Caligiuri tauchte frei vor Langerak auf, scheiterte aber an einem Blitz-Reflex des Australiers (48.). Die nun aufgeweckte Borussia das Heft des Handelns fortan in die Hand und erspielte sich in einer nach wie vor sehr offensiv geführten Partie gute Chancen: Kagawa tippte eine flache Reus-Flanke an den Außenpfosten (50.), dann zielte Reus nur wenige Zentimeter zu hoch (56.). Die Sturm-und-Drang-Phase der Dortmunder brachte aber auch ein großes Risiko mit sich: Immer setzte Wolfsburg auf sein pfeilschnelles Umschaltspiel und startete überfallartige Konter. De Bruyne (58.) und Caligiuri (65.) sowie Rodriguez per Freistoß (62.) hatten die Entscheidung auf dem Fuß.
Klopp reagierte mit einem Doppelwechsel, brachte mit Piszczek und Blaszczykowski zwei schnelle Kräfte. Mkhitaryan prüfte Benaglio aus 15 Metern, doch der Schweizer parierte sicher (71.). Diese stoische Ruhe strahlte der Schweizer Schlussmann auch nach Kagawas Versuch aus 16 Metern aus (80.) und raubte den Schwarz-Gelben damit weiterhin den Glauben an einen Torerfolg.
Immer wieder Benaglio
Bis zum Schlusspfiff spielte zwar nur noch Dortmund, doch kam die Borussia nicht mehr zum Torerfolg. Aubameyangs mit direkter 30-Meter-Freistoß entschärfte erneut Benaglio spektakulär (87.). In der Nachspielzeit zischte ein Mkhitaryan-Dropkick aus 20 Metern knapp am linken Winkel vorbei (90.+2). Es blieb beim 3:1 für Wolfsburg, das zum ersten Mal in seiner Vereinsgeschichte DFB-Pokalsieger wurde.
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